Reform des Phantomstatus S ist endlich vom Tisch

03. MĂ€rz 2021

Der Nationalrat versenkt die umstrittene Reform des sogenannten Status S: Er tritt zum zweiten Mal nicht auf die Vorlage zur VerschĂ€rfung der Familiennachzugsregeln fĂŒr SchutzbedĂŒrftige mit S-Status ein – zu Recht, denn der S-Status existiert nur auf dem Papier. Aus Sicht der Schweizerischen FlĂŒchtlingshilfe (SFH) gehört der Phantomstatus daher abgeschafft.

Die Bestrebung, den Status S punktuell zu verschĂ€rfen geht auf eine parlamentarische Initiative des frĂŒheren FDP-StĂ€nderats Philipp MĂŒller zurĂŒck und beschĂ€ftigt das Parlament seit bald fĂŒnf Jahren. Den Gesetzesentwurf seiner Staatspolitischen Kommission segnete der StĂ€nderat in der ersten Runde unverĂ€ndert ab, obwohl dieser in der Vernehmlassung auf breite Ablehnung gestossen war – insbesondere bei den Kantonen. Der Nationalrat trat indes in der letzten Herbstsession nicht auf die Vorlage ein. Nachdem der StĂ€nderat in der Wintersession daran festhielt, hat der Nationalrat nun erneut entschieden, nicht auf die Vorlage einzutreten. Die SFH begrĂŒsst den Entscheid, denn damit ist die absurde Gesetzesvorlage vom Tisch. Eine Anpassung der Familiennachzugsregelung fĂŒr Personen mit S-Status ist aufgrund der Irrelevanz des Status weder nötig noch sinnvoll. Zudem ist aus Sicht der SFH die VerschĂ€rfung der Familiennachzugsregeln weder mit dem Recht auf Familienleben noch dem Kindeswohl vereinbar.

Der Status S fĂŒr «SchutzbedĂŒrftige» wurde in den 1990er-Jahren geschaffen als Reaktion der Fluchtbewegungen im Zuge der Balkankriege, die in der Schweiz zu ĂŒber 40‘000 Asylgesuchen pro Jahr fĂŒhrten. Der Status hatte zum Ziel, die Probleme zu lösen, die sich aus Massenfluchtbewegungen wegen Kriegen, BĂŒrgerkriegen oder Situationen allgemeiner Gewalt ergeben. Er sollte nur im absoluten Notfall aktiviert werden, um die FunktionsfĂ€higkeit des Schweizer Asylsystems aufrechtzuerhalten. Dazu gekommen ist es nie – der Bundesrat hat bis heute nie davon Gebrauch gemacht. Kein Wunder: Der Status S ist teuer, unnötig kompliziert und praxisuntauglich.

Die SFH kritisiert die unverhĂ€ltnismĂ€ssig hohen HĂŒrden fĂŒr den Familiennachzug von vorlĂ€ufig Aufgenommenen seit Jahren und fordert, dass diese abgebaut werden. Nachdem die leidige Debatte um den S-Status nun endlich vom Tisch ist, bekrĂ€ftigt die SFH ihre Forderung, dass es jetzt einen neuen Anlauf zur Schaffung eines positiven Schutzstatus als Ersatz fĂŒr die vorlĂ€ufige Aufnahme braucht.