Gastfamilien sind ein Erfolgsmodell

23. Februar 2023

Die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine bei Gastfamilien funktioniert, ist stabil und fördert die Integration. Das zeigen die ersten Resultate einer Befragung, welche die Schweizerische Flücht-lingshilfe (SFH) gemeinsam mit der Hochschule Luzern (HSLU) und der Berner Fachhochschule (BFH) durchgeführt hat. Neben der grossen Solidarität und der Hilfsbereitschaft der Gastfamilien sind dabei auch deren professionelle Begleitung und Betreuung sowie eine Entschädigung durch den Kanton wichtige Faktoren für das Gelingen. Die SFH sieht sich darin bestärkt, das Modell der Gastfamilien im Asylwesen fest zu etablieren und auf weitere Flüchtlingsgruppen auszuweiten

Derzeit sind in der Schweiz 35 Prozent der Schutzsuchenden aus der Ukraine bei Gastfamilien untergebracht. Das sind knapp 25’000 Personen, die sonst zusätzlich in staatlichen Unterkünften hätten einquartiert werden müssen. Die Privatunterbringung leistet damit ein Jahr nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Asylsystems

Wohngemeinschaften funktionieren gut

Dahinter stehen die anhaltende Solidarität und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Das bestätigt eine Online-Befragung von über 1000 Gastfamilien in 19 Kantonen, welche die SFH Ende 2022 gemeinsam mit HSLU und BFH erstmals durchgeführt hat.

Die ersten Resultate zeigen: Das Zusammenleben in den Gastfamilien funktioniert grossmehrheitlich gut bis sehr gut. Für den Erfolg der Wohngemeinschaften sind viele verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Bei praktisch allen befragten Gastfamilien haben die Geflüchteten mindestens ein oder mehrere Zimmer zur Verfügung. Das bietet beidseits genügend Raum für Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten. Eine als angemessen empfundene Entschädigung der Gastfamilien durch den Kanton hat zudem einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung des Zusammenwohnens wie auf die Dauer der Unterbringung.

Stabil und integrativ

Das Gastfamilienmodell erweist sich als stabil: Über 70 Prozent der untersuchten Gastfamilienverhältnisse dauern länger als drei Monate und gut die Hälfte der Gastgeber*innen hat ihr Engagement mindestens einmal verlängert. Von jenen Geflüchteten, die bei den Familien ausziehen, zügelt mehr als die Hälfte in eine eigene Wohnung und wird selbständig.

Die Unterbringung bei Gastfamilien fördert auch die Integration der Geflüchteten. Die Gastgeber*innen sind sehr motiviert und leisten wertvolle Unterstützung im Alltag (über 90 Prozent der Befragten), bei gesundheitlichen und administrativen Fragen, bei Stellensuche, Spracherwerb und Freizeitgestaltung sowie in vielen weiteren Bereichen.

Die aufgebauten Beziehungen und Netzwerke haben zudem Bestand: Über die Hälfte der Gastfamilien pflegen soziale Kontakte mit den Geflüchteten auch nach deren Auszug und rund ein Drittel leistet dann auch weiterhin Unterstützung für sie.

Investitionen zahlen sich aus

Die nötigen Investitionen in die Gastfamilien als neue Anspruchsgruppe im Asylwesen zahlen sich aus. Die behördliche Unterstützung ist kantonal sehr unterschiedlich geregelt und daher schwer vergleichbar. Die Befragung zeigt aber eine Gemeinsamkeit: Vorabklärungen sowie professionelle Begleitung und Betreuung haben einen positiven Effekt auf die Gastfamilienverhältnisse.

Die SFH sieht sich darin bestärkt, das Modell der Gastfamilien fest zu etablieren und auf weitere Flüchtlingsgruppen auszuweiten: «Dass Geflüchtete in der Mitte der Gesellschaft leben – das ist unser Wunsch für die Zukunft», sagt SFH-Direktorin Miriam Behrens. In einem Video zur Jährung des Kriegsbeginns in der Ukraine zieht sie zudem Bilanz zum Status S und kritisiert die Ungleichbehandlung von Geflüchteten.

Der Kurzbericht zur Online-Befragung gibt einen ersten Überblick über die Vielfältigkeit der Gastfamilien und ihrer Unterstützung für die Geflüchteten. 

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