Die Schweiz kann und muss mehr Hilfe leisten

Die Schweiz kann und muss mehr Hilfe leisten

31. Januar 2019

Im letzten Jahr haben rund 15’000 Schutzsuchende in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt. Das ist der tiefste Wert seit 2007 – und eine direkte Folge der EU-Abschottungs- und Abschreckungspolitik, die auch die Schweiz mittrĂ€gt. FlĂŒchtende werden dadurch auf immer gefĂ€hrlichere Routen gezwungen, unzĂ€hlige sterben dabei. Die SFH fordert den Bund dazu auf, angesichts der weltweiten Fluchtbewegungen seine Verantwortung wahrzunehmen und vermehrt legale Zugangswege zu schaffen.

Kriege, Verfolgung, Existenznot: Über 68 Millionen Menschen sind heute weltweit auf der Suche nach Sicherheit und Schutz – Tendenz steigend. Zugleich sinkt die Zahl der Asylgesuche in Europa wie in der Schweiz seit Jahren kontinuierlich. 2018 haben laut Statistik des Staatssekretariats fĂŒr Migration noch 15’255 GeflĂŒchtete hierzulande Asyl beantragt. Das sind 16 Prozent weniger als im Vorjahr und sogar 61 Prozent weniger als noch 2015.

Der Hauptgrund fĂŒr den markanten RĂŒckgang der Asylgesuchszahlen ist die Politik der rigorosen Abschottung und Abschreckung – betrieben von der EU, mitgetragen durch die Schweiz. Europa macht seine Grenzen dicht und versperrt Schutzsuchenden sichere Fluchtwege. Dabei werden Menschenrechte mit FĂŒssen getreten, es kommt zu Gewalt, Elend, Tod: GeflĂŒchtete mĂŒssen in Transitzonen und Lagern unter menschenunwĂŒrdigen Bedingungen ausharren. An den Ostgrenzen der EU kommt es regelmĂ€ssig zu illegalen Push-Backs: Schutzsuchende werden an der Grenze brutal zurĂŒckgeprĂŒgelt – das Recht, ein Asylgesuch zu stellen, bleibt ihnen verwehrt. Auf dem Mittelmeer lĂ€sst die EU FlĂŒchtende von der sogenannten libyschen KĂŒstenwache abfangen und völkerrechtswidrig nach Libyen zurĂŒckschaffen, Zeugen sind keine erwĂŒnscht. Die private Seenotrettung wird behindert, Europas HĂ€fen bleiben fĂŒr Rettungsschiffe geschlossen. Die Folge: Schutzsuchende werden auf lebensgefĂ€hrliche Routen gezwungen – der Anteil der Toten wĂ€chst rasant.

FlĂŒchtlingsschutz heisst Verantwortung ĂŒbernehmen

Aus Sicht der SFH verpflichtet die lange humanitĂ€re Tradition die Schweiz auch zur Verantwortung, bei der aktuellen BewĂ€ltigung des weltweiten FlĂŒchtlingselends eine Vorbildfunktion zu ĂŒbernehmen. «Die Schweiz kann mehr tun und muss mehr tun», sagt Peter Meier, Leiter Asylpolitik der SFH, «gerade bei der Seenotrettung.» Dass sich die EU auf keinen solidarischen VerteilschlĂŒssel einigen kann, darf aus Sicht der SFH der Schweiz nicht lĂ€nger als Vorwand dafĂŒr dienen, abseits zu stehen und keine auf dem Mittelmeer Geretteten aufzunehmen. Zumal die nötige Infrastruktur bereits vorhanden ist: Das neue Asylsystem, das im MĂ€rz in Kraft tritt, ist auf 24‘000 Asylgesuche jĂ€hrlich ausgerichtet – ein Drittel mehr als die aktuellen Gesuchszahlen.

Die SFH fordert den Bund auch dazu auf, weitere legale Zugangswege in die Schweiz zu schaffen. Die regelmĂ€ssige Teilnahme an den Resettlement-Programmen des UNHCR, die der Bundesrat jĂŒngst vorgeschlagen hat, ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, geht aber noch zu wenig weit. Nötig sind zudem Erleichterungen bei der Erteilung von humanitĂ€ren Visa und bei FamilienzusammenfĂŒhrungen von anerkannten FlĂŒchtlingen und vorlĂ€ufig Aufgenommenen. Schliesslich sollte die Schweiz auf Dublin-Überstellungen von verletzlichen Asylsuchenden in LĂ€nder wie Italien verzichten, solange dort keine adĂ€quate Aufnahme gewĂ€hrleistet ist.

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