Türkische Militäroperation in Nordsyrien

24. Oktober 2019

Die SFH ist sehr besorgt über die Entwicklungen in Nordsyrien. Teile der Zivilbevölkerung sind massiven Repressionen der Besatzer ausgesetzt.

Die türkische Armee führt seit dem 9. Oktober 2019 eine Militäroperation im benachbarten Syrien durch. Die türkische Armee wird dabei von verbündeten bewaffneten syrischen Gruppierungen unterstützt. Ziel der Operation ist unter anderem die Errichtung einer «Sicherheitszone» in Nordsyrien und die Vertreibung der sogenannten kurdischen «Volksverteidigungseinheiten» (YPG) aus dem Gebiet. Zudem wird laut türkischem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Ansiedlung von rund einer Million der sich aktuell in der Türkei befindenden syrischen Flüchtlingen angestrebt. Beobachter erwarten, dass vor allem arabische Syrerinnen und Syrer angesiedelt werden sollen, wodurch die Demographie der bisher vorwiegend von kurdischer Bevölkerung bewohnten Gebiete in Nordsyrien stark verändert wird.

Die UNO geht von einer sehr grossen Zahl von durch die Kampfhandlungen vertriebenen Menschen aus. Auch hat sie «ernsthafte Bedenken» geäussert, dass die Militäraktionen zu einer «unbeabsichtigten Freilassung von Personen» führen könnte, welche dem sogenannten Islamischen Staat angehören.

Das UN Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR) hat berichtet, dass im Rahmen der türkischen Militäroperation Zivilistinnen und Zivilisten getötet und medizinische Einrichtungen angegriffen wurden. Weiter sollen die mit der Türkei verbündeten bewaffneten Gruppierungen Hinrichtungen durchgeführt haben. Unter anderem wurde so eine bekannte kurdische Politikerin auf offener Strasse von Kämpfern dieser Gruppierungen exekutiert.

Aktuell wurde eine Feuerpause vereinbart. Jüngste Verhandlungen zwischen der Türkei und Russland zeigen auf, dass der syrische Präsident Assad langfristig wohl die Kontrolle über Nordsyrien erlangen wird. Beobachter befürchten, dass die syrischen Behörden nach Wiedererlangen der Kontrolle in Nordsyrien massiv gegen regierungskritische Menschen vorgehen werden.