Eritrea: Zwangsrekrutierung von Kindern

Eritrea: Zwangsrekrutierung von Kindern

22. Januar 2015

Die Asylgesuche von Menschen aus Eritrea in der Schweiz haben einen Höchststand erreicht, wie die heute veröffentlichte Asylstatistik für das Jahr 2014 belegt. Gewisse politische Kreise drängen deshalb darauf, eritreische Asylsuchende zurückzuschicken. Eine aktuelle Recherche der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH zeigt aber, dass die Diktatur am Horn von Afrika selbst Kinder in Militärcamps rekrutiert.

6‘923 Menschen aus Eritrea ersuchten im letzten Jahr in der Schweiz um Asyl – gemäss der neusten Asylstatistik des Staatssekretariates für Migration (SEM) die höchste je erreichte Zahl. Darunter befanden sich 521unbegleitete Minderjährige – fast zehnmal mehr als im Vorjahr, ebenfalls ein Rekord.

Militarisierung von Kindern und Jugendlichen

Laut aktuellen Recherchen der SFH ist die Lage in Eritrea nach wie vor prekär, besonders für junge Menschen. Im grössten eritreischen Militärcamp Sawa findet eine Militarisierung des Bildungssystems statt, indem seit 2003 die 12. Abschlussklasse der Sekundarschule unter militärischer Kontrolle und Ausbildung absolviert werden muss. Die Zahl der unter 18-Jährigen hat zugenommen. Im Rahmen von Einberufungsrunden kommt es regelmässig zur Zwangsrekrutierung von Kindern, in Einzelfällen bereits ab elf Jahren.

Politik fordert Neubeurteilung

Schweizer Politiker fordern, dass die hiesigen Migrationsbehörden die Lage in Eritrea neu beurteilen und prüfen, ob die eritreischen Flüchtlinge nicht wieder in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden können. Dabei stützen sie sich auf einen Bericht der dänischen Einwanderungsbehörde Danish Immigration Service ab. Der Bericht vom letzten November lieferte nach einer Abklärungsmission vor Ort entsprechende Thesen und eine geschönte Lagebeurteilung der Lebensbedingungen in Eritrea.

Aussagen sind nicht überprüfbar

Der Bericht steht vor allem wegen der anonymen Quellen und dadurch nicht überprüfbaren Aussagen in der Kritik. Der Danish Refugee Council bemängelt u.a., dass die Eritrea-Mission entgegen der üblichen Praxis bei Abklärungsreisen vor Ort ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft durchgeführt worden sei. Auch UNHCR, Amnesty International und Humanrights Watch kritisieren den Bericht scharf und werfen den Verfassern unseriöse Arbeit und die Desavouierung internationaler Organisationen vor, die sich seit Jahren mit Eritrea befassen.

Eine Analyse zum zweifelhaften Bericht der dänischen Einwanderungsbehörde veröffentlicht die SFH heute zusammen mit der aktuellen Recherche über die Zwangsrekrutierungen von Kindern auf www.fluechtlingshilfe.ch.

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