Afghanistan: Frauen müssen sich wieder verschleiern

09. Mai 2022

Mit dem Ende der vergangenen Woche erlassenen Dekret gilt in Afghanistan gut 20 Jahre nach dem Ende der ersten Taliban-Herrschaft für Frauen wieder die Pflicht zur kompletten Verhüllung in der Öffentlichkeit. Dieser Schritt reiht sich ein in eine ganze Reihe von Massnahmen, wodurch sich die Situation von Frauen im Land in den vergangenen Wochen und Monaten laufend verschlechtert hat.

Wie unter anderem SRF berichtet, hat die Taliban-Führung allen afghanischen Frauen befohlen, in der Öffentlichkeit Vollverschleierung zu tragen. Frauen sollen sich demnach so verhüllen, dass nur ihre Augen zu sehen sind. Zudem dürfen ihre Kleider nicht enganliegend sein. Die Taliban-Regierung «empfiehlt» den Frauen das Tragen einer Burka.

Mit dem Dekret vom 7. Mai gilt in Afghanistan damit gut 20 Jahre nach dem Ende der ersten Taliban-Herrschaft wieder die Pflicht zur Ganzkörperverschleierung. Wie die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) in ihren «neusten Entwicklungen» zur Situation im Land in den vergangenen Wochen und Monaten dokumentiert hat, reiht sich dieser Schritt ein in eine ganze Reihe von Beschlüssen der Taliban, durch welche sich die Situation von Frauen im Land fortlaufend verschlechtert hat. Diese richten sich teilweise bereits gegen Mädchen. Trotz der Versprechen der Taliban, dass die Mädchen wieder die Sekundarschule besuchen dürfen, stoppten die Taliban die Wiedereröffnung der Sekundarschulen und Gymnasien für Mädchen im März 2022. Die Massnahmen der Taliban betreffen zunehmend auch die Bewegungsfreiheit. So hatten Taliban-Beamte erst vergangene Woche in Herat Fahrlehrer angewiesen, keine Führerscheine mehr an Frauen auszustellen und Frauen keinen Fahrunterricht mehr zu erteilen. Bereits früher hatten die Taliban Airlines angewiesen, allein reisende Frauen nicht mehr an Bord zu lassen. Auch Reisebüros waren angewiesen worden, keine Tickets mehr für allein reisende Frauen auszustellen.

Aber auch für andere Gruppierungen verschlechtert sich die Situation im Land zunehmend. Wie die SFH kürzlich entsprechende Medienberichte zitierte, führen die Taliban einen Rachefeldzug gegen ehemalige Verbündete der USA und der afghanischen Regierung. So sollen in den ersten sechs Monaten der Taliban-Herrschaft fast 500 ehemalige Regierungsangestellte und Mitglieder der afghanischen Sicherheitskräfte getötet worden oder gewaltsam verschwunden sein. Und auch in der Medienpolitik setzen die Taliban eine harte Linie durch: Gemäss Zahlen von «Reporter ohne Grenzen» sahen sich allein in den ersten vier Monaten der Taliban-Herrschaft 230 Medienunternehmen gezwungen zu schliessen, gut 6400 Journalist*innen verloren demnach ihre Arbeit.

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