Zwei Frauen arbeiten gemeinsam im Garten

Hand in Hand: Zivilgesellschaft und Flüchtlingsschutz

Die Zivilgesellschaft trägt überall auf der Welt entscheidend zum Schutz von Flüchtlingen bei – häufig in freiwilliger Arbeit, meist abseits der Aufmerksamkeit und wenig gewürdigt. Wie unverzichtbar dieses Engagement ist, wird oft erst in Zeiten der Krise sichtbar: Als 2015 der Syrienkrieg grosse Fluchtbewegungen auslöst, bieten überall in Europa nichtstaatliche Organisationen und Kirchen, private Gruppierungen und Initiativen, Freundeskreise, Familien und Einzelpersonen umgehend breite Unterstützung und Hilfe an, um den ankommenden Menschen Halt, Stabilität und eine Perspektive zu geben. Und auch 2022 beweist sich die Zivilgesellschaft nicht nur in der Schweiz als zentraler Pfeiler der Aufnahme, Unterbringung und Unterstützung von Millionen von Menschen, die plötzlich vor der russischen Invasion der Ukraine fliehen müssen.

Dabei spiegelt sich die Vielfalt der zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure in der Bandbreite ihres Engagements. Dieses reicht von praktischer Soforthilfe über die Unterstützung bei Versorgung und Unterbringung, die Begleitung und Betreuung bei der Integration bis hin zum politischen Engagement für die Rechte und gesellschaftliche Teilhabe von Flüchtlingen. Menschen unterschiedlicher Herkunft mit und ohne Fluchthintergrund setzen sich gemeinsam für die Belange von Flüchtlingen ein – was sie eint, sind der Wille und das Bestreben, den Flüchtlingsschutz aktiv zu stärken.

Das 9. Schweizer Asylsymposium widmet sich diesem bedeutenden zivilgesellschaftlichen Engagement. Ins Zentrum gestellt werden hierzu gleichermassen private Organisationen und Initiativen, Flüchtlinge und Flüchtlingsgemeinschaften, die alle meist Freiwilligenarbeit für den Flüchtlingsschutz leisten und die staatlichen Strukturen und Prozesse ergänzen.

Zunehmend sichtbar geworden sind dabei in den letzten Jahren jene Gemeinschaften und Organisationen, die von Flüchtlingen selbst geführt werden. Mit ihrem Appell «Nothing about us without us» fordern sie eine aktive Einbindung in politische und programmatische Entscheidungen, die ihr Leben, ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen betreffen. Warum ist diese Partizipation von Flüchtlingen wichtig, was kann sie bewirken und wo liegen ihre Grenzen? Welche Strategien, Ansätze und Modelle sind nötig und geeignet für eine effektive Partizipation, die über blosse symbolische Gesten hinausgeht? Welche haben sich in welchem Kontext bewährt? Und wie können Flüchtlinge und flüchtlingsgeführte Organisationen in ihrem Engagement gestärkt und Barrieren für ihre Partizipation abgebaut werden?

Diesen Fragen will das Asylsymposium genauso nachspüren wie der Rolle und den Herausforderungen der Freiwilligenorganisationen, die sich bei der Aufnahme, Integration und gesellschaftlichen Teilhabe von Flüchtlingen engagieren – etwa durch die private Unterbringung oder Patenschaftsprogramme. Inwieweit kann dieses enorme Potenzial auch ausserhalb von akuten Krisen bestmöglich genutzt und als fester Bestandteil im Schweizer Asylwesen verankert werden, ohne staatliche Verantwortlichkeiten anhaltend an Private abzugeben? Vertieft analysiert wird am Asylsymposium zudem, wie sich Freiwilligenorganisationen und flüchtlingsgeführte Gemeinschaften gegenseitig unterstützen und zusammen partizipative Ansätze fördern können. Übergeordnetes Ziel ist es, eine gemeinsame Vision für den Flüchtlingsschutz zu entwickeln, die die Rechte und Bedürfnisse von Flüchtlingen in den Fokus stellt und alle Akteur*innen miteinbezieht – mit den Flüchtlingen selbst an erster Stelle.